Projekte

Wohn- und Geschäftshaus Stellwerk 2

Winterthur, seit 2019 

Esch Sintzel Architekten, Ausschreibung & Ausführung durch SERA

Visualisierung: Indievisual

Am Bahnsteig des Winterthurer Bahnhofs stehen die Bauten wie die Waggons einer Zugkomposition: glänzende Wagen sind an staubige gekoppelt, hiesige an fremdländische, futuristische an altmodische. Die Gebäude auf dem schmalen Streifen an den Gleisen gehören eigentlich mehr zum Netz der Eisenbahn als zum Gewebe der Stadt. Insbesondere der neu angehängte Waggon wirkt so, als sei er mehr Mobilie als Immobilie. Das hat mit seiner Form zu tun: So wie Eisenbahn- oder Tramwagen an ihren Ecken abgefast sind, um in Kurven nicht auf die Gegenfahrbahn hinauszuragen, so sind auch am neuen Gebäude die Enden verjüngt. Die Verjüngungen dienen hier indes nicht dazu, das Gebäude ungehindert bewegen zu können, sondern um es im Gegenteil am Ort zu verankern und in Beziehung zu setzen. Denn ihre konkave Form wirkt komplementär zur konvexen Bewegung der Bauten gegenüber. Und vielleicht bildet sich darin auch die erodierende Kraft des Verkehrsstroms ab, der die Tief- und Hochbauten dieses Ortes so markant geformt hat. Direkt am Gleiskopf und hoch über der Strasse gelegen, verlangt die exponierte Lage nach einem ‚Anchor Building’. Darum ist die Regelhaftigkeit der Gebäudeform so wichtig: Diesem Baukörper sieht man nicht an, welche Kräfte der Umgebung ihn geformt haben könnten, sondern man traut ihm im Gegenteil zu, dass er seinerseits auf die Umgebung formend eingewirkt hat. Dank der beidseitigen Verjüngung erhält die Stirnfassade eine stehendere, elegantere Proportion. Ausserdem wird die formende, gleichsam erodierende Kraft der beidseits einwirkenden Verkehrsströme veranschaulicht.

An den Interieurs der luxuriösen Schlafwagen von einst fasziniert uns die Kombination von grösstem Komfort und grösster Effizienz. Auf knappstem Raum finden sich da Wohnräume mit tiefen Sesseln, Klapptische im Licht von Schirmlampen, Garderoben, Schrankabteile, Alkoven zum Schlafen und Badezimmer. Während vor dem Fenster die Welt vorbeizieht, sitzt man behaglich im Sessel und hängt seinen Gedanken nach. Könnte nicht genau dies der Vorstellung vom Wohnen im Micro-Apartment hoch über den Gleisen entsprechen? Nomadisch, mit leichtem Gepäck, aber mit hohem Komfortanspruch und mitten drin im städtischen Geschehen, dessen Geräuschkulisse gedämpft bis ins Innere der Wohnung dringt. Auf dieser ‚Erzählung’ baut die Konzeption der Wohnungen auf. Die Wohngeschosse sind Eisenbahnwagen nachempfunden. So wie die Wagen auflagern zwischen zwei Drehgestellen, so sind die Wohngeschosse aufgespannt zwischen zwei runden Treppenhäusern. Ein breiter Mittelgang verbindet sie und erschliesst die beidseitig aufgereihten Abteile der Wohnungen. Diese werden von einem zentralen Möbelkorpus zoniert, ohne dass dadurch die räumliche Kontinuität des Allraums fragmentiert würde. Geschützt von einer tiefen Loggia, bildet der introvertierte Schlafbereich eine dämmrige, verschwiegene Höhle, während der extrovertierte Wohnbereich zu einem eigentlichen Ausguck wird. So kommen auf knappstem Raum verschiedenste Wohnwelten zusammen. Drehbare Schränke, Türen mit Zapfenbändern und Vorhänge in endlosen Schienen regeln die räumlichen Verhältnisse und erinnern an die mechanischen Verwandlungskünste von Schlafwagen-Interieurs. 

Situation
Referenz

Eisenbahnwagen mit Drehgestellen

1. und 2. Obergeschoss: Büro
Visualisierung: Indievisual
Erdgeschoss: Retail
Schnitt
Visualisierung Erschliessung
Visualisierung Erschliessung
Visualisierung Erschliessung
3. und 4. Obergeschoss: Wohnen
Schema Tragwerk Stahlbau
Ausschnitt 3. oder 4. Obergeschoss
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung

Pro­jekt­da­ten

Adresse

Bahnhofplatz 25 und 27, 8400 Winterthur

Programm

66 Wohnungen, Büros, Retail, Velostation

Bauherrschaft

SBB Immobilien

Auftragsart

1. Preis im Projektwettbewerb 2019, Generalplanung

Projektleitung

Jillin Ettlin, Beat Lengen, Marco Rickenbacher

Projektteam

Martin Golay, Steffen Jürgensen, Christian Ott, Jeran Rüeger, Michael Steiger, Allegra Stucki, Valeria Triulzi, Sidonia Wiesmann

Fachplanung und Beratung

Baumanagement

GMS Partner

Tragwerk

DSP Ingenieure + Planer

Brandschutz

Rolf Bachofner

Bauphysik, Akustik

Wichser Akustik & Bauphysik

Haustechnik, Sanitär

Planforum

Elektro

Gutknecht Elektroplanung

Licht

Moser Sidler 

Nachhaltigkeit

Durable Planung und Beratung

Fassadenplanung

Feroplan Engineering

Signaletik

Hinder Schlatter Feuz Grafik

Verkehr

Rombo

Bildnachweis

Visualisierungen, aussen: Indievisual

Weitere Projekte

Visualisierung: Indievisual
Situation
Referenz
1. und 2. Obergeschoss: Büro
Visualisierung: Indievisual
Erdgeschoss: Retail
Schnitt
Visualisierung Erschliessung
Visualisierung Erschliessung
Visualisierung Erschliessung
3. und 4. Obergeschoss: Wohnen
Schema Tragwerk Stahlbau
Ausschnitt 3. oder 4. Obergeschoss
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung
Modellbild Wohnung
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