Die Schwamendinger Gartenstadt der Nachkriegszeit ist geprägt von einer locker gestreuten Bebauung, umflossen von einem weiträumigen, isotopischen, schwach determinierten Grünraum. Wird hier die bauliche Struktur verdichtet, so gerät zwangsläufig der Freiraum unter Druck. Der vormals schwach determinierte Aussenraum erfährt eine klare Widmung: öffentliche Territorien, Siedlungsterritorien, private Räume. In der ‚vertikalen Gartenstadt’ wird eine entschiedene Widmung vorgeschlagen: dem öffentlichen Parkband auf der Einhausung wird eine private, landschaftlich anmutende Waldkulisse zwischen den Baukörpern gegenübergestellt. Statt generischem Abstandsgrün eine üppige Gegenwelt!
Die langen Gartenfassaden der beiden Wohnhäuser sind plastisch bewegt wie die Falten eines Vorhangs. In den Zwischenräumen rücken hohe Bäume so nah an die Baukörper heran, dass Vegetation und Gebäude unentwirrbar miteinander verschränkt sind. Hier wohnt man in direkt in den zum Greifen nahen Baumkronen.
Bewusst offen gelassen wird dabei weiterhin die funktionale Zuordnung: Lieber Morgensonne im Bett und Abendsonne auf dem Sofa? Lieber das Bett gleich neben der Veranda und den Arbeitstisch gleich beim Eingang? Festgelegt werden stattdessen andere Aspekte: So bilden diejenigen Räume, in die man sich zurückziehen kann, die privaten Pole an den Enden der Wohnung, zwischen denen die kollektiven Bereiche aufgespannt sind.
Der Reiz der Aufgabe liegt in der Suche nach Kompensationsangeboten für die Knappheit an Wohnfläche. Es mag schwierig genug sein, trotz grosser Beschränkungen die Funktionsfähigkeit der Wohneinheiten zu gewährleisten. Frivol (und damit anregend) wird die Versuchsanordnung freilich erst, wenn der Geiz mit Verschwendung gepaart wird. Verschwenderisch ist hier die Längenausdehnung der Wohnungen: immerhin 14 Meter lang bei den 40m2-Typen und bei den 75m2-Einheiten gar 22m! Verschwenderisch ist aber auch die Höhe der Wohnräume: mit knapp 3 Metern erreichen sie Dimensionen gründerzeitlicher Wohnungen.