Entlang des Sees stehen die besonders prächtigen Häuser der Stadt, wie eine Flaggschiffparade. Die Theaterstrasse ist freilich noch nicht ganz «am See», sondern um die Platztiefe zurückversetzt, und die Häuser am Sechseläutenplatz sind deshalb eher «Häuser am Platz» als «Häuser am See». Als solche sind sie nicht Solitäre, sondern eingebunden in eine
gemeinsame Gebäudefront. Das bedeutet aber nicht, dass sich die Häuser in bescheidener Zurückhaltung üben müssten: Sie oszillieren gleichsam zwischen Solitär und Integration.
Die beiden Kern-Parameter für Urbanität, Dichte und Mischung, werden am sichtbarsten im Bereich der Schwellen zwischen Stadt- und Geschäftswelt, also dort, wo sich die beiden Sphären wechselseitig anregen. In den Geschäftshäusern der Jahrhundertwende sind deshalb die Schaufenster auf zwei Geschosse überhöht, während in den Geschäftshäusern der Nachkriegszeit die Hinwendung zum öffentlichen Raum auf das Erdgeschoss beschränkt bleibt, um im fensterlosen Obergeschoss künstliche Licht- und Luftwelten zu installieren zu können. Wie verlustreich dies für den öffentlichen Raum ist, dafür ist das heutige Haus in seiner selbstbezogenen Stummheit ein besonders beredter Zeuge. Darum schlagen wir vor, das ausladende Vordach, das heute bloss Leuchtschriften trägt, als eigentliche Stadt-Terrasse aufzuwerten. Diese ist über die grosse Wendeltreppe direkt mit dem Stadtraum verbunden, gewährt den Besuchern einen erhöhten Ort der Rast über dem Treiben auf der Strasse – und den Passanten darunter Wetterschutz und Schatten für das Café im Parterre. Wir haben dabei die heitere Stimmung unter den Markisen des Café Kranzler in Berlin vor Augen, die populäre «Storchen»-Terrasse über der Limmat oder die elegante Terrasse des Kongresshauses, die demnächst vollendet wird.